Widrigkeiten erfolgreich getrotzt
Die isb-online.org-Redaktion führte anlässlich des Jahreswechsels ein ausführliches Interview mit ISB-Vorstand Sebastian Bauer. Er blickt auf 2024 zurück und wagt einen Ausblick auf das neue Jahr.
Zum Einstieg möchten wir traditionell auch in diesem Jahr nach der Schlagzeile für das abgelaufene Jahr fragen.
Sebastian Bauer: Das Jahr 2024 zeigte für mich auf, wie widerstandsfähig der Verein 17 Jahre nach Gründung ist. Vielen Widrigkeiten begegneten wir jedes Mal erfolgreich, daher lautet mein Resümee: „Der ISB ist resilient.“
Welche Ressourcen hat der ISB, um den von Ihnen genannten Widrigkeiten zu begegnen?
Sebastian Bauer: Ich möchte dies gerne an drei Erlebnissen im vergangenen Jahr festmachen:
Unsere internationalen Engagements litten unter der Unterbesetzung in unseren Geschäftsführungsorganen in den vergangenen beiden Jahren. Umso schöner war, dass auch mit der Hilfe unserer internationalen Partner aus Österreich, Norwegen und Ungarn ein zwar leicht verzögerter, aber fulminanter Start in unser europäisches Follow-Up-Programm zu Beginn des Jahres so gut über die Bühne gebracht wurde. Eine Bildungsmaßnahme für junge angehende Führungskräfte bot, ausgerichtet durch unsere Tochtergesellschaft idealista in München, den perfekten Rahmen für die folgende internationale Zusammenarbeit.
Darüber hinaus konnten wir dank einer großzügigen Förderung aus Bundesmitteln auch unser Programm zur Wertearbeit mit kompetenter Unterstützung durch externe Moderation zum Abschluss bringen. Mich macht stolz, wie wir es gemeinsam geschafft haben, alle Anspruchsgruppen des Vereins, auch Kinder im Grundschulalter, so gut mitwirken zu lassen. Das Ergebnis ist ein neues Leitbild, das jedem zeigt, wer oder was Teil des ISB sein kann und was nicht.
Und am für mich wichtigsten ist das spürbare Bekenntnis zu unserem Wirken und die Bereitschaft zur Übernahme von Verantwortung in Momenten, in denen genau dies erforderlich wird. Wenn beispielsweise Führungskräfte nicht mehr – und das kommt durchaus vor – in der Lage sind, Verantwortung zu tragen, helfen diejenigen aus, die dazu bereit sind, und arbeiten noch enger zusammen. Oder wenn eine Schulleitung unserem Haus einen Auftrag im Umfang von etwa einem Viertel des Jahreshaushalts – was für die meisten mittelständischen Unternehmen im Übrigen den Todesstoß bedeuten würde – von einem Tag auf den anderen ohne Angabe von Gründen streicht, zeigen sich Hilfsbereitschaft und Solidarität bei langjährigen Partnern, die wir auch als Wertschätzung unseres verlässlichen Wirkens verstehen.
Ein Viertel des Jahreshaushalts klingt mehr als bedrohlich auch für Arbeitsstellen. Darf das überhaupt sein und – wie sah die Lösung aus?
Sebastian Bauer: Bei diesen Umfängen reden wir tatsächlich über mehr als nur kosmetische Einsparungen bei Reisekosten. Wir waren gezwungen, kurzfristig Personal freizusetzen. Und ja, im schulischen Ganztag in Bayern kann eine Schulleitung ohne Begründung die an seiner Schule eingesetzten Fachkräfte sehr kurzfristig loswerden. Diese sind nämlich in der Regel bei einem Kooperationspartner wie unserem Verein angestellt. Zwar übt die Schulleitung Weisungsrecht gegenüber unserem Personal aus und erlebt damit die Vorzüge aus dem Arbeitsrecht, die Nachteile wie Kündigungsschutz werden jedoch umgangen. Uns erschüttert dieser Umgang – besonders in Zeiten eines akuten Fachkräftemangels. Umso mehr hat uns die Solidarität des Marktes Werneck und der Gemeinde Wasserlosen, in denen wir uns engagieren, echte Wertschätzung erleben lassen. Neben Vorfinanzierungen konnte auch eine Erhöhung der Zuschüsse zum Betrieb unsere hohen Qualitätsansprüche erhalten.
Hat die Stadt Schweinfurt sich auch beteiligt? Schließlich ist das der satzungsmäßige Sitz des Vereins und man unterhält auch hier einige Programme.
Sebastian Bauer: Leider war die Stadt Schweinfurt nicht in die Lage versetzt, uns auch nur in annäherndem Umfang zu helfen. Wir haben viele Gespräche geführt und dabei wieder und wieder bemerkt: Vieles läuft in der Stadtverwaltung zumindest uns gegenüber wesentlich bürokratischer ab, als in agilen Landkreisgemeinden. Für ein schulisches Programm an einer Stadtschule, für die die Stadt rechtlich Schulaufwandsträger ist, sind es beispielsweise allein formale Gründe, weshalb man nicht einmal den bei uns anfallenden Schulaufwand tragen kann.
Das sind tatsächlich Widrigkeiten. Was waren Ihre persönlichen Highlights des vergangenen Jahres?
Sebastian Bauer: Es ist nicht neu, dass in konzentrischen Kreisen um unseren Sitz sowohl Anerkennung als auch Zustimmung zu unserem Wirken steigen. Umso mehr erlebe ich diese Highlights auch eher in einem überregionalen Kontext. Wir haben nach langer Planungs- und Bauzeit nun endlich unsere Herberge für junges Engagement eröffnen können. Hier finden junge Mitwirkende aus anderen Regionen Unterkunft finden, die hier tätig sein möchten. Und es gelang uns sogar, aus diesem Angebot neue ehrenamtliche Engagierte zu gewinnen. Aus meiner Sicht eine unglaubliche Erfolgsgeschichte.
Und dann erhielten wir eine Einladung von einem Abgeordneten zu einem Sportempfang mit Bundeskanzler Scholz. Das empfand ich als große Wertschätzung, nicht nur, weil unser Wirken damit anerkannt wurde. Vielmehr wurde uns die Gelegenheit gegeben, von Bundestagsabgeordneten angehört zu werden. Ich bin fest überzeugt, dass nur durch derartigen Austausch positive Veränderung angestoßen werden kann.
Zum Abschluss: Was sind Ihre Pläne und Wünsche für das Jahr 2025?
Sebastian Bauer: Viele vor langem angestoßene Digitalisierungsprozesse werden im kommenden Jahr zu einem wahrnehmbaren Abschluss gebracht. Wir haben sehr akribisch gearbeitet und uns die nötige Zeit dazu gelassen, sodass ich überzeugt davon bin, dass ein Mehrwert für Mitwirkende geschaffen wird.
Dem Verein wünsche ich, dass es noch besser gelingt, bei der Besetzung von Führungspositionen aufrichtiges Bekenntnis und spürbare Verantwortungsübernahme zu erfahren. So kann der Verein verlässliche Partnerin und Arbeitgeberin bleiben.
Wir bedanken uns herzlich für das Gespräch.