Schweinfurter Idealverein für Sportkommunikation und Bildung erhält Quifd-Qualitätssiegel
Es bewegt sich etwas in den Freiwilligendiensten. Das Spektrum von Einsatzfeldern und Anbietern erweitert sich. Neben vielen früheren Zivildienststellen oder auch der Bundeswehr bieten mehr und mehr gemeinnützige Vereine als Einsatzstelle unter Trägerschaft ihrer Verbände einen Freiwilligendienst an, so auch bereits seit 2008 der Schweinfurter Idealverein für Sportkommunikation und Bildung, kurz ISB.
„Die Mitarbeiter und das Engagement junger Menschen stellen für unseren jungen Verein eine wertvolle aber auch in zunehmendem Maße kritische Ressource dar,“ erklärt ISB-Vorsitzender Sebastian Bauer und begründet dies mit den Wirkungen des demografischen Wandels, der es einem Sportverein immer schwieriger macht, junge, engagierte Mitarbeiter zu akquirieren und langfristig ehren- oder hauptamtlich in Strukturen zu integrieren. „Es gelingt uns offenbar seit längerem ganz gut, durch Freiwilligendienste Schulabsolventen für ein Jahr einen intensiven Einblick in ein künftiges Berufsfeld zu offerieren, im Gegenzug erfahren unsere Mitarbeiter eine hervorragende Unterstützung bei Ihrer Arbeit; junges Engagement, das manchmal sogar weit über dieses Orientierungsjahr hinaus andauert,“ so Bauer.
Auch aufgrund derart positiver Erfahrungen beschäftigen sich schon jetzt viele Träger und Einsatzstellen, wie auch der ISB, systematisch mit der Sicherung und Entwicklung ihrer Qualität. „Wenn diese Bemühungen nicht nur der Selbstvergewisserung dienen, sondern auch nach außen hin sichtbar werden sollen, müssen Transparenz und Vergleichbarkeit hergestellt werden“, erklärt „Quifd“, die Agentur für Qualität in Freiwilligendiensten auf ihren Internetseiten.
Die Agentur mit Sitz in Berlin ist eine Einrichtung der Akademie für Ehrenamtlichkeit im Förderverein für Jugend und Sozialarbeit (fjs e.V.) und entstand aus einer gemeinsamen Initiative der Robert-Bosch-Stiftung und des fjs. Sie verleiht das Quifd-Qualitätssiegel, das für die Einhaltung von Qualitätsstandards vergeben wird. Das Qualitätssiegel kann eine Orientierungshilfe für viele sein: für Menschen, die noch unschlüssig sind, ob sie sich auf ein freiwilliges Engagement einlassen wollen, für Öffentlichkeit und Politik und nicht zuletzt für Geldgeber.
Freiwilligendienste sind eine besondere Form des bürgerschaftlichen Engagements. Sie geben Menschen jeden Alters die Möglichkeit, sich für einen längeren, aber begrenzten Zeitraum gesellschaftlich einzubringen. Sie bieten (Neu-) Orientierung und (Weiter-) Bildung. Sie nutzen den Freiwilligen ebenso wie den Menschen und Projekten, für die die Freiwilligen tätig werden. Wer einen Freiwilligendienst leistet, hat Anspruch auf gute Organisation und Begleitung seines Engagements. Klare Rahmenbedingungen helfen sowohl den Freiwilligen als auch den beteiligten Organisationen.
In Zusammenarbeit mit Wissenschaft und Praxis hat Quifd daher zehn Qualitätsmerkmale erarbeitet, die die Qualität eines Freiwilligendienstes ausmachen. In einem ersten Schritt unternimmt eine Organisation auf dem Weg zum Qualitätssiegel eine aufwändige Selbstevaluation, die umfassend dokumentiert wird. Danach folgt eine externe Begutachtung der Einrichtung durch unabhängige Experten. Die Entscheidung über die Vergabe des Qualitätssiegels wird durch ein ausführliches schriftliches Gutachten erläutert, das außerdem Empfehlungen für die Weiterarbeit enthält. Der ISB erhielt das Qualitätssiegel zum ersten Mal; Auflagen wurden nicht erteilt.
Christian Eberle absolviert derzeit den letzten Monat seines zwölfmonatigen Bundesfreiwilligendienstes im ISB und ist begeistert: „Die Aufgaben im ISB sind anspruchsvoll, das war aber von Anfang an klar“, erzählt er. „Gepaart mit der intensiven und professionellen Anleitung in meiner Einsatzstelle konnte ich aber nur so eine Sicherheit über die Richtigkeit meiner gewählten Ausbildungsrichtung gewinnen“. Christian wird ab Oktober an der Pädagogischen Hochschule Weingarten den neuen Bachelorstudiengang „Ernährung und Bewegung“ aufnehmen und bleibt dem ISB als ehrenamtlicher „Freiwilligendienst-Botschafter“ erhalten.
Sein anleitender Bildungsreferent Ronald Kraatz ergänzt: „Wir im ISB möchten mit einer regelmäßigen Zertifizierung erreichen, dass solche Erfolge in der Durchführung unserer Freiwilligendienste nicht zufällig entstehen, sondern verstetigt werden.“ Der Verein nimmt in diesem Jahr seinen 23. Freiwilligendienstleistenden seit 2008 auf. Abgebrochen hat laut Bauer noch keiner, was nach Aussagen des ISB-Chefs der offenen Art geschuldet sei, mit der man von Anfang an auf die Bewerber zugehe und denkt laut nach: „Bundesweit hört man von Abbrecherquoten um die 15 Prozent, da wäre es durchaus überlegenswert, dieselben Fragen der Quifd mal vor Ort zu stellen, um künftig ein wenig besser dazustehen.“