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Die isb-online.org-Redaktion führte anlässlich des Jahreswechsels ein ausführliches Interview mit Kristina Unsleber und Sebastian Bauer. Die Mitglieder des Vorstands blicken auf das Jahr 2019 zurück und wagen einen Ausblick auf das Jahr 2020.


Zum Einstieg möchten wir traditionell auch in diesem Jahr nach der Schlagzeile für das abgelaufene Jahr fragen.

20190725 Vorstand Kinder WieseKristina Unsleber: Ich würde des vergangene Jahr mit der Schlagzeile „großes erreicht, noch größeres vor“ beschreiben. Wir sind immer noch ein sehr junger Verein, haben im Dezember unseren zwölften Geburtstag gefeiert. Dennoch haben wir in der vergleichsweise kurzen Zeit bereits sehr vieles erreicht. Wir investieren mittlerweile jährlich mehr als 400.000 Euro in die Arbeit mit Kindern und Jugendlichen – das entspricht in etwa 80 Prozent unseres Jahreshaushaltes, haben ein Team aus 23 engagierten Mitarbeitenden; hinzu kommen 15 ehrenamtlich Tätige, deren enormes Commitment für den Verein sehr wertvoll ist und für das wir außerordentlich dankbar sind. Wir versorgen mehr als 450 Kinder und Jugendliche in allen unseren Betrieben regelmäßig mit Sport- und Bewegungsangeboten und tragen aktiv zu deren Gesundheitsentwicklung bei. Seit mehreren Jahren wirken wir aber nicht nur im Rahmen unserer Modellstandorte, sondern auch überregional und arbeiten eng mit starken Partnern wie dem Kultusministerium oder dem Bayerischen Landes-Sportverband zusammen. Wir nehmen wahr, dass dieses Wirken bestehende Systeme nach und nach tatsächlich positiv verändert. Gleichzeitig haben wir nicht das Gefühl, bereits am Ende unserer Entwicklungspotenziale angekommen zu sein. Wir sprudeln immer noch vor Ideen, wie man Sport und Bewegung über bestehende Angebote hinaus als wirksames Instrument einsetzen kann, um Gesundheit in der Gesellschaft nachhaltig und zielgerichtet zu fördern. Dieses Wachstum erleben wir trotz immer wieder auftretender Widerstände. Da bleibt für mich die Frage, was wäre eigentlich mit Rückenwind alles möglich?

Sebastian Bauer: Rückenwind ist selten das, was Einrichtungen antreibt, wenn es um Veränderung geht. Und um in der Sprache des Sportsegelns zu bleiben: Dieses Vorwindsegeln sorgt dafür, dass mehr Druck auf dem Mast einen stärkeren Wasserwiderstand am Bug bewirkt. Der ISB sucht und findet stets neue gangbare Passagen und Wege und segelt deshalb hart am Wind; das gestaltet eine Reise übrigens deutlich schneller, fordert die Besatzung aber auch in wesentlich höherem Maße. Da scheint Mitwirkung auf den ersten Blick anstrengend, gar unattraktiv. Umso interessanter wirkt da doch die Erkenntnis, dass Mitwirkung und Mitgestaltung in unserem Hause mehr und mehr junge Menschen anzieht. Die anstrengenden Umwege, die wir beschreiten, sind offenbar für viele eine lohnende Herausforderung. Und auch wer ursprünglich zunächst nur kurzfristig anheuerte, zum Beispiel im Rahmen eines Freiwilligendienstes, bleibt oft ehrenamtlich erhalten, beispielsweise im Jugendausschuss, dem Funk- und Kartenraum unseres Bootes. Wir fördern also Ehrenamt nachhaltig und auf innovative Weise.

Welche sind Ihre persönlichen Highlights aus dem Jahr 2019?

20190725 Vorstand Kinder TauziehenKristina Unsleber: Das größte Highlight im Jahr 2019 waren für mich unsere Feierlichkeiten zum zehnjährigen Jubiläum unseres Programms Bewegte Ganztagsschule. Wir durften im Februar neben BLSV-Präsidenten Jörg Ammon und dem Vorstandsmitglied des Bayerischen Jugendrings Arbion Gashi mit Herrn Eck und Frau Stolz gleich zwei Staatssekretäre als Ehrengäste begrüßen und Wirkungsbelege präsentieren. Das ist für einen jungen und vergleichsweise „kleinen“ Verein natürlich etwas Besonderes. Zu meinen Highlights zählt aber auch die Zusammenarbeit mit dem Bayerischen Landes-Sportverband: Man hat dort das Thema Sport im schulischen Ganztag als eines der wichtigsten Stoßrichtungen der kommenden Jahre bestimmt und uns hierfür als einen zentralen strategischen Partner identifiziert. Im Rahmen eines Coaching-Projekts haben wir hier alleine in den vergangenen drei Jahren insgesamt etwa 40 Vereine strukturell befähigt, nachhaltige, zielgerichtete und wirksame Kooperationen mit Schulen aufzunehmen. Rund ein Viertel der von uns gecoachten Vereine ist zum Schuljahr 2019/2020 bereits tatsächlich als Vollkooperationspartner oder Träger von Ganztagsangeboten an Schulen aktiv. Zu diesen Vereinen zählen namhafte Bundeligisten aus Großstädten genauso wie vergleichsweise kleine Vereine aus ländlichen Gegenden. Pro Verein bedeutet das Engagement im schulischen Ganztag aktuell im Durchschnitt einen Zuwachs des Jahreshaushaltes im Umfang von ca. 70.000 Euro, weniger monetär messbar ist zum aktuellen Zeitpunkt die deutlich spürbare Zunahme an Systematisierung und Professionalisierung, die uns die Vereine dankbar zurückmelden. Wir nehmen wahr, dass eine derartige Entwicklung weniger von Mitgliederstärke, örtlicher Lage oder finanziellen Kennzahlen abhängig ist. Vielmehr ist es wichtig, dass ein Verein allgemein gesund aufgestellt ist und vor allem Veränderungsbereitschaft beweist. Eine Erkenntnis, die Mut macht.

Sebastian Bauer: Und auch hier kann die Nautik helfen. Beim Kreuzen großer Schifffahrtsstraßen trifft man auch auf andere Ozeantanker, mit denen man sich über den Kurs verständigen muss. Unser Jugendausschuss, den ich vorhin als Funk- und Kartenraum beschrieben hatte, spielt hierbei eine enorme Rolle. Umso dankbarer bin ich dem Vorsitzenden unseres Jugendausschusses Richard Grekov für sein konziliantes Auftreten beim Aushandeln des für unser Haus wichtigen Vergleichs mit unseren Freunden vom Stadtjugendring. Und auch die Sportverwaltung der Stadt Schweinfurt sei lobend hervorzuheben. Hier dürfen wir auf der Brücke versöhnlich beflaggen: Lautstark machten wir zwar bemerkbar, dass wir der Ausgestaltung der städtischen Sportförderung noch mehr Wirkung zugetraut hätten: Während wir bei leckgeschlagenen Schiffen eher Trockendock und Flickzeug vorschlugen, setzt man nun auf einen Außenbordmotor und eine Pütz, je stärker die Passagierliste, desto mehr PS und Fassungsvermögen. Für manch alten Seebären sind solche Verkehrssicherungsdebatten Grund genug, das Nebelhorn anzuwerfen. Die neuen Sportförderrichtlinien strahlen jedoch alles in allem aus, dass man kein Schiff einfach so untergehen lässt. So etwas macht Mut für die Zukunft, gerade wenn man auf unsicheren Wasserwegen unterwegs ist.

Was passiert abgesehen von den eben beschriebenen Highlights im täglichen Geschäft?

Sebastian Bauer: In unserer täglichen Arbeit beschäftigen uns jedoch schwerpunktmäßig völlig andere Dinge. Aus meiner Perspektive, also der des Vorstands Administratives, ist in den letzten Wochen und Monaten beispielsweise die Standortfrage gewesen. Wir stehen zu unserem Sitz in der Stadt Schweinfurt, unserem Heimathafen. Der Mietvertrag für unsere Zentrale in der Friedrichstraße ist befristet zum Sommer 2020, wie es danach weitergeht, wissen wir zum aktuellen Zeitpunkt noch nicht. Mit Blick auf die Mehrwerte, die wir der Stadt Schweinfurt generieren, beispielsweise durch Arbeitsplätze, die wir selbst unterhalten, aber auch im Rahmen neuer Programme bei anderen Schweinfurter Unternehmen in Schweinfurt sichern helfen, sollten wir uns keine Sorgen über das Wohlwollen der Stadtverwaltung machen, mitzuhelfen, unser Schiff in diesem Heimathafen zu halten. Auch die Fortführung unserer systematischen Digitalisierungsbestrebungen erforderte viel Arbeit. Und darüber hinaus bewirken wir ja noch sehr viel Positives in unserem sozialen Nahfeld, was meine Vorstandskollegin für Operatives wesentlich besser abbilden kann.

Kristina Unsleber: Ich habe zuvor bereits einen kleinen Einblick in unsere tägliche Arbeit gegeben. Ich möchte daher an dieser Stelle den Blick auf die letzte Auswertung unserer SAFTSQ-Studie richten - der Study on Active Full Time School Quality, mit der wir die Wirksamkeit unseres Programms Bewegte Ganztagsschule auswerten. Spannend war für mich vor allem die Erkenntnis, dass Schülerinnen und Schüler, die am Programm Bewegte Ganztagsschule teilnehmen, tatsächlich öfter in einem Sportverein Mitglied sind und dort auch nachhaltiger Mitglied bleiben, als Kinder, die nicht am Programm teilnehmen. Ähnlich verhält es sich mit unseren Angeboten aus dem Bereich „Vereint in Bewegung“: Die letzte Auswertung aus dem Herbst unseres neuesten Projekts „Bunt punktet – Für mehr Vielfalt im Sport“ hatte zum Beispiel ergeben, dass bereits mehr als 30 Kinder mit Migrationshintergrund zusätzlich den Weg in die Schweinfurter Sportvereine gefunden haben und dort Mitglied geworden sind. Weitere werden folgen. Von unserer täglichen Arbeit können die Sportvereine in und um Schweinfurt also direkt profitieren. Wichtig ist dabei jedoch, dass die aufnehmenden Sportvereine ihre Angebote an veränderte Rahmenbedingungen wie beispielsweise vermehrte Beschulung am Nachmittag und zunehmende kulturelle Vielfalt und Diversität in der Gesellschaft anpassen, um ihr Angebot für diese zusätzlichen Mitglieder langfristig attraktiv zu halten.

Zum Abschluss: Was sind Ihre Pläne und Wünsche für das Jahr 2020?

Kristina Unsleber: Im nächsten Jahr starten wir in die nächste Phase der Zusammenarbeit mit dem BLSV und entwickeln gerade gemeinsam eine neue, umfangreiche Qualifizierungsmaßnahme für die Leitung von Ganztagsangeboten – eine große, aber gleichzeitig sehr spannende Aufgabe, die Veränderung für den organisierten Sport in Bayern mit sich bringen wird. Wir haben zudem in letzter Zeit vielfältige Netzwerke und Partnerschaften aufgebaut, die wir gerne weiter intensivieren möchten. Hierzu zählen die Zusammenarbeit mit verschiedenen Unternehmen aus der Region und Kooperationen mit anderen Vereinen im Hinblick auf Qualitätsbewusstsein im Non-Profit-Bereich. Wir sehen es als große Chance für die Sportentwicklung auf regionaler und überregionaler Ebene, die Themen Qualität, Nachhaltigkeit und Transparenz noch mehr in den Fokus der Politik, Verwaltung, Verband und der Vereine zu rücken und werden uns dafür weiter konsequent einsetzen. Als Bedrohung nehme ich hingegen wahr, dass sich die Sportvereinslandschaft in Schweinfurt mehr und mehr zu einem „Zweiklassensystem“ zu entwickeln scheint. Mitgliederstarke Vereine mit langjähriger Tradition werden offenbar in deutlich stärkerem Maße angehört und einbezogen, als mitgliederschwächere Vereine, die weniger durch Tradition, als mehr durch innovative Konzepte geprägt sind. Werden die Sorgen und Bedürfnisse der „Kleineren“ nicht gehört und ernstgenommen, und auch der zuständige Verband nicht einbezogen, birgt das auf lange Sicht gesehen die Gefahr einer Spaltung. Diese Spaltung sollten wir gemeinsam verhindern. Das Thema Sport und Bewegung eint uns alle. Wir wissen alle um die Potenziale des Sports, sind uns in der Schweinfurter Sportfamilie hingegen offenbar weniger bewusst, was wir gemeinsam alles „bewegen“ könnten. Mein Wunsch für das kommende Jahr ist also mehr miteinander und weniger übereinander zu sprechen und noch mehr Mitstreiter dafür zu finden, sich gemeinsam für noch mehr hochwertige, wirksame und nachhaltige Sport- und Bewegungsangebote in der Gesellschaft einzusetzen.

Sebastian Bauer: Ein erster Schritt für noch mehr Miteinander wird in der Vergabe eines Stipendiums liegen. So werden wir zu einer noch besseren Sportinfrastruktur beitragen – auch in und mit anderen Sportvereinen. Und im Innenverhältnis werden wir uns im kommenden Jahr der Strukturqualität zuwenden. Eine umfassende Rezertifizierung für Qualität in Freiwilligendiensten wird uns helfen, uns auch Qualität von Ehrenamt und Beschäftigungsverhältnissen zu widmen. So leben wir kontinuierliche Verbesserung auf allen Decks unseres Schiffs. Und wir sind froh, identifizierte Teammitglieder um uns zu wissen, die diese harte Arbeit gerne mit uns erledigen, eine Besatzung, die sprichwörtlich auch einmal bereit ist, in die Wanten klettern. Und um mich den Wünschen meiner Kapitänskollegin anzuschließen: Wir alle kehren gerne immer wieder in unseren Heimathafen zurück, von dem wir überzeugt sind, dass genügend Raum für alle Schiffstypen ist. Ich wünsche mir eine Hafenmeisterei, die erkennt und noch viel stärker betont, dass Schweinfurt in sportentwicklungstechnischer Sicht eine Hafenstadt ist, von der aus viele Reisen sehr gute Aussichten auf Erfolg haben: Die der riesigen Güter- und Passagierozeanriesen, für die das Hafenbecken nie groß oder tief genug sein kann, sowie die Törns kleiner Sportyachten bis hin zu Forschungs- und Expeditionsreisen, für die ein solcher Hafen internationale Bekanntheit erlangt.

Wir bedanken uns herzlich für das Gespräch.